Die überholte Idee vom „eingeklemmten Nerv“
Die Schmerzpatienten sollten sich eher bewegen als sich zu schonen – so die heutige Meinung. Der Mediziner Prof. Dr. med. Dr. h.c. Kay Brune (ehemaliger Präsident des Düsseldorfer Schmerzkongresses) fasste zusammen: „Die sicherste Methode gegen Rückenschmerzen ist: keine Bettruhe, keine Röntgenaufnahme, keine Chirurgie.
Es sei wichtig das normale aktive Leben wieder aufzunehmen. Dr. Brune führt weiter aus, dass Operationen selten zu anhaltenden Verbesserungen der Symptome führen. Das Gegenteil sei häufig der Fall. Ruhephasen und Schonung trügen zur Chronifizierung bei. Die wirkungsvollste Rückenschmerztherapie sei demnach die frühzeitige Mobilisierung. Schwierig sei es zudem, dem Teufelskreis aus Schonung und Schmerzen ohne ärztliche Hilfe zu entkommen.
Das Emnid-Institut hat ermittelt, dass zwei Drittel der Deutschen über wiederkehrende Schmerzen am Bewegungsapparat klagen, mehr als die Hälfte (61%) seien dadurch in ihrem Tagesablauf beeinträchtigt. Jeder dritte Tag der Arbeitsunfähigkeit sei von Rückenschmerzen verursacht. Nach einer bundesweiten Analyse der ärztlichen Versorgung seien 85 % der chronisch Kranken nicht ausreichend oder schlecht behandelt.
Meine Therapie wird auf Grundlage von neuen neurophysiologischen Erkenntnissen durchgeführt. Laut Dr. Hermann Locher (Internationalen Gesellschaft für orthopädische Schmerztherapie – IGOST) ist die Idee, dass Schmerzen am Bewegungsapparat durch “eingeklemmte Nerven” verursacht werden und durch einmaliges, sogenanntes „Einrenken“ wieder behoben werden können, überholt. Nach Locher gehen Neurophysiologen davon aus, dass die Manipulation am Gelenk den Schmerz verringert, indem über mehre Schritte schmerzverarbeitende Zellen im zentralen Nervensystem gedämpft werden. Daher gelte die verbreitete Regel nicht mehr, dass man nicht häufiger als dreimal hintereinander manipulieren (sog. „Einrenken“) sollte. Vielmehr könne bei einigen Patienten ein Serienbehandlung sinnvoll sein.
In meiner Praxis kommen nicht nur Manipulationen der Gelenke, sondern auch Techniken zur Manipulation des Fasziengewebes / Bindegewebes zum Einsatz. Diese Kombination hat sich zur Behandlung einer Vielzahl von Beschwerden des Bewegungsapparates bewährt.
Originalartikel: Süddeutsche Zeitung – Wissenschaftsteil
Gefunden und für Sie gelesen bei: http://www.somatics.de/component/content/article/9-artikel/general/deutsch/5-der-mythos-vom-eingeklemmten-nerv-m-ullmann